Die große Dimensionierung auf das Bedarfsmaximum sowie die permanente Umwälzung in der Zuleitung zwischen dem EPH und Burgweiler-Waldbeuren führt zu einem erheblichen Wärmeverlust. Diesen Wärmeverlust müssen wir letztlich in die Kosten je kWh Wärme einpreisen. Um diesen Verlust zu umgehen hat die Genossenschaft den Ansatz einer Vorortwärmeerzeugung genauer betrachtet. Somit besteht die Chance, dass wir den Wärmeverlust in der Zuleitung vermeiden. Da die Förderung von Wärmenetzen ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit unseres Vorhabens ist, kann nicht jede beliebige Wärmequelle eingesetzt werden. Benötigt wird folglich eine Wärmequelle deren Wärme förderungswürdig ist, sowie deren Wärmegestehungskosten gering sind. Aus diesem Grund wurde von uns ein Konzept unter Einsatz von BHKW erarbeitet. Diese bieten den Vorteil durch die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme eine zusätzliche Finanzierungmöglichkeit aufzuweisen. Das Ziel ist letztlich günstige Wärmegestehungskosten zu erreichen.

Biogas-BHKW-MTU

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Der eingesetzte Brennstoff könnte in unserem Fall aufbereitetes Biomethan oder Erdgas sein. Bei der Biogasaufbereitung werden dem Rohbiogas die unerwünschten Bestandteile wie CO2 oder Schwefelverbindungen entzogen. Das anschließend erhaltene Gas besteht nahezu ausschließlich aus Methan und wird als Biomethan bezeichnet. Der Brennstoff Erdgas besteht ebenfalls nahezu ausschließlich aus Methan. Obwohl es sich bei Biomethan und Erdgas um beinahe identische Brennstoffe handelt, werden diese bei der Nutzung in einer KWK-Anlage unterschiedlich finanziell gefördert. Die Unterscheidung liegt in der unterschiedlichen Entstehung der Gase begründet. Die Förderung von biogasbetriebenen BHKW, oder allgemein als KWK-Anlagen bezeichnet, wird im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt. Für erdgasbetriebene KWK-Anlagen findet das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG) seine Anwendung.

Die Vermarktungsmechanismen des novellierten EEG bieten zwar höheren Vergütungssätze je erzeugter Kilowattstunde (kWh) Strom im Vergleich zum KWKG, allerdings schreibt das EEG unter anderem die Installation flexibler Leistung voraus. Zwar sieht das EEG die Förderung dieser flexiblen Leistung durch die sogenannte Flexprämie vor, allerdings ergeben sich aus diesen Vorgaben höhere Investitionskosten und eine höhere technische Komplexität des Gesamtsystems. Zusätzlich liegt der Marktpreis von Biomethan über demjenigen von Erdgas. Diese Umstände bedeuten in unserem Fall eine Erhöhung der Wärmegestehungskosten und schränken den Bereich der Wirtschaftlichkeit stark ein.

Die alternative Fördermöglichkeit durch das KWKG setzt nicht die Installation flexibler Erzeugungsleistung voraus. Zusätzlich sind die Marktpreise für Erdgas geringer als diejenigen von Biomethan. Hieraus ergibt sich für uns die Chance geringere Wärmegestehungskosten im Vergleich zu einem EEG-geförderten BHKW zu erzielen. Um jedoch im Vergleich zu häuslichen fossilen Heizungsanlagen konkurrenzfähige Wärmegestehungskosten zu erreichen, ist ein ausreichender Eigenverbrauch des erzeugten Stroms notwendig. Die reine Inanspruchnahme der Vergütungssätze nach dem KWKG ist unter den Rahmenbedingungen für das Wärmenetz Burgweiler-Waldbeuren nicht ausreichend.

Um die stromseitigen Einnahmen zu erhöhen besteht die Möglichkeit, den erzeugten Strom eigenständig an unsere Wärmenetzteilnehmer oder über ein Energieversorgungsunternehmen (EVU) weiter zu vermarkten. Im Fall der Vermarktung an unsere Wärmenetzteilnehmer setzt das allerdings den Aufbau eines eigenen Stromnetzes voraus oder in Zusammenarbeit mit einem EVU die Übernahme der Stromnetzkonzession. Unter den gegebenen wirtschaftlichen Bedingungen und dem politischen wie gesellschaftlichen Konsens zum Aufbau einer nachhaltigen und dezentralen Energieversorgung erscheint dieser Ansatz als umsetzbar. Das würde den Aufbau eines vollversorgten Energiedorfes bedeuten. Dieser Weg bedeutet für uns jedoch eine weitere systemtechnische und betriebswirtschaftliche Tiefe, ebenso wie eine deutlich längere Vorlaufzeit für das Vorhaben. Aus diesem Grund beabsichtigen wir diese Option zu einem späteren Zeitpunkt neu aufzurollen. Unser Ziel ist es zunächst das Wärmenetz Burgweiler-Waldbeuren über ein weniger komplexes Konzept aufzubauen. Die Idee des Energiedorfes bietet uns jedenfalls in naher bis mittlerer Zukunft die Chance unsere Versorgungssicherheit und energetische Unabhängigkeit weiter voranzutreiben.

 

 

 

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